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Mr Krebs und das Leben

Wenn der Krebs ein Mensch wäre, würde er zu der Art Menschen gehören, die man nicht  gerne um sich hat. Das überrascht bestimmt niemanden, denn wie sollte  so ein Geschwür sonst sein, wenn es human wäre. In diesem Universum ist er aber nur ein Geschwür und ich trage ihn in mir. Er war bis jetzt bei unverschämt vielen Situationen dabei und wurde ein ungewollt wichtiger Teil meines Lebens.  Wir funktionieren seit einem Jahr zusammen und co-existieren in dieser Welt mittlerweile sogar sehr gekonnt. 

Ging ich einkaufen, stand er vor jedem Regal mit mir und beobachtete mich dabei, wie ich Produkte aussuchte. Wir warteten zusammen an der Kassa und packten zusammen den Einkauf ein. Es ist irgendwie komisch zu wissen, dass er da ist aber alle um mich herum  ihn nicht sehen können. So klein ist er aber gar nicht (gewesen). Er ist ein Künstler der Tarnung.  

Er war bei jedem Spaziergang, Date und Treffen mit Freunden das fünfte Rad am Wagen. Und das war ihm egal. Solche Kreaturen haben kein Schamgefühl. Sie nutzen ihre Unsichtbarkeit aus um Kraft von anderen zu stehlen und sich so auszubreiten, dass es schwer wird sie wieder wegzubekommen.  

Jedes Mal, wenn ich in der Straßenbahn sitze und durch das Fenster die Stadt betrachte, starrt auch Mr Krebs durch das Fenster. Er ist immer mit dabei und lässt sich Nichts entgehen. Wir sitzen abends zusammen auf der Couch und schauen fern. Werde ich müde, gehen wir zusammen zu Bett. 

Sind wir in der Stadt, essen wir gemeinsam Eis. Wir treffen zusammen Freunde und verbringen Zeit mit ihnen.  Wenn es regnet, sind wir auf der Suche nach einem Unterschlupf und lauschen dem Regen.  Das wirkt schon fast idyllisch. Ist es nicht ganz. 

Er hört alle meine Telefonate und Gespräche mit und liest all meine Nachrichten. Auch jetzt gerade sitzen wir zusammen vor meinem Laptop und er liest mit was ich gerade schreibe.  

Um fair zu sein, muss ich zugeben, dass es ohne ihn diesen Blog nicht gäbe. Trotzdem finde ich, dass er schon zu lange da ist. 

Wegen ihm bekam ich eine Kurzhaarfrisur und wurde zum Schwergewicht mit 46 Kilo. Das ist irgendwie grenzüberschreitend. Es gibt aber auch tatsächlich einige gute Seiten an unserer Bekanntschaft. Durch ihn lernte ich erst was Selbstliebe bedeutet und wie schön das Leben eigentlich ist. Mir wurde klar, dass ich wunderbare Freundschaften in meinem Leben habe und mich auf sie verlassen kann. Ich begann meine Zeit wertvoller zu nutzen und investiere sie viel mehr in mich und das was mir gut tut. Ich danke ihm dafür. 

Freunde werden wir trotzdem nicht. 

 

 

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